Wissenswertes
über Gin
Schon bevor 1688 Wilhelm der
III von Oranien den britischen Thron übernahm, war durch die englischen
Soldaten, die im spanischen Erbfolgekrieg Alliierte der Holländer
waren, der Dutch Courage auf der Insel bekannt. Vermutlich
in Leiden vom deutschen Arzt Franz de le Boe als Versuch eine Arznei gegen
Magen- und Nierenerkrankungen mit Wacholder (holländisch: jenever)
entwickelt und freute sich schnell großer Beliebtheit.
In London angekommen, erleichterten
verschiedene Umstände dem Gin den Durchbruch in die breite Masse
der Bevölkerung. Nach dem Verbot der Einfuhr von französischem
Brandy/Cognac, erhob der König hohe Steuern auf deutsche und spanische
Weine und Spirituosen. 1702 erlaubte Queen Anne jedem Engländer,
Gin zu produzieren. Das war fatal, denn bereits 1720 brannten etwa 25%
aller Haushalte Londons Gin, oder verkauften ihn.
In der industriellen Revolution
was er der Trost der Arbeiter, der Last Shift und in den Slums
Liquid Madness. Mit Bier gemischt nannte man ihn Dog´s
Nose, besser gestellte Kreise nahmen ihn mit Pfefferminzlikör (Gin
& Pep). 1736 schließlich wurde der erste Gin Act
erlassen. Gin-Brenner mussten jährlich eine Steuer von 50 Pfund aufbringen.
Quasi über Nacht blieben in London von ehemals etwa 2500 Destillerien
nur noch zwei legal. 1751 mit dem Tippling Act verschärft,
endete erst 1757 mit steigenden Getreidepreisen die Zeit der Gin
Craze.
Fortan teurer, dafür erheblich
besser in der Qualität fand er seinen Weg zu den feinen Herren. Offiziere
der Marine machten Gin anstelle des Brandy zur Standardverpflegung auf
ihren Schiffen. Wohlgemerkt, nur für die Offiziere. Der einfache
Dienstgrad musste mit dem billigeren Rum vorlieb nehmen.
Gin gilt als die sauberste
Spirituose, denn zur Herstellung wird möglichst hochprozentiger Ethylalkohol
(min. 96 vol.%) natürlichen Ursprungs verwendet. Neben Wacholder,
der enthalten sein muß, können aus einer Vielzahl von etwa
120 verschiedenen Botanicals weitere Aromenträger hinzugefügt
werden. Abgefüllt mit mindestens 37,5 vol.% (Plymouth Gin min. 41,2
vol.%) kommt er in die Flasche.
Dry Gin ist ungesüßt.
Bei der Herstellung werden die Botanicals in einzelnen Schritten dem Neutralalkohol
zugegeben. Auch andere Stoffe, künstliche Zusätze und Farbstoffe
sind zulässig. Wird die Spirituose dann ohne weitere Destillation
direkt abgefüllt, bezeichnet man sie als Compound Gin.
Folgt der Mazeration eine weitere Destillation, ist es fortan ein Distilled
Gin
London Dry Gin muss
nicht (mehr) aus London kommen. Hier werden die aromatisierenden pflanzlichen
Zutaten gleichzeitig dem Alkohol zugegeben und später ein weiteres
mal Destilliert. Keine nachträgliche zugabe von Aromenträgern,
keine Farbstoffe oder gar künstliche Aromen. Maximal 0,5g Zucker
pro Liter Alkohol sind zulässig.
Old Tom Gin ist durch
die nachträgliche Zugabe von Zucker gefälliger als der London
Dry und hat zudem einen volleren Körper.
Plymouth Gin muss zwingend
in der Hafenstadt destilliert werden. Vollmundiger als der London Dry,
weniger starke Wacholderaromen. Drei-fach Destilliert, wird aufd die Beigabe
von Bitterstoffen gänzlich verzichtet. Der Navy-Gin ist ein Plymouth.
New Western Dry Gin
die Klasse der jungen Wilden. Erst in den letzten Jahren aufgekommene
Gruppe neuer Gin´s, bei denen der Wacholder meist zugunsten einer
anderen Aromanote zurück genommen wurde.
Bei der Mazeration werden
die Botanicals zerkleinert oder ausgepresst und für mehrere Wochen
dem Alkohol zugefügt. Filtern verdünnen, abfüllen, fertig
ist der Compound Gin.
Die Digestion ist da
schon etwas anspruchsvoller. Hier werden die Botanicals zerkleinert und
bei ca. 70 Grad im Alkohol gekocht. Die enthaltenen ätherischen Öle
und Aromen gehen im Alkohol auf.
Mit Perkulation schließlich
wird das aufnehmen von Aromen durch Alkoholdampf bezeichnet, der durch
siebe geleitet wird auf denen Wacholderbeeren und Botanicals liegen. Alternativ
kann man flüssigen, heißen Alkohol über diese Siebe laufen
lassen. Diese Verfahren gelten als das originale Destillierverfahren und
sind die sanftesten für die Geschmacksentwicklung.
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